Somewhere at the bottom of the world

sunrise lamb

So, nachdem der Doktor mir Antibiotika und ich mir selbst zwei Tage „Am Strand sitzen und aufs Meer starren“ verschrieben habe, finde ich nun endlich Muße für einen neuen Blogeintrag. Statt am Strand sitze ich aktuell auf der sonnigen Veranda eines Hostels in Takaka. Aber zum Strand ist es zum Glück nicht weit. Das Verkehrsschild “Achtung, Pinguine” steht übrigens in Nelson und nicht hier in Takaka.

caution penguins
Pinguine habe ich noch keine gesehen.

Was es mit dem Antibiotika auf sich hat, lest ihr weiter unten. Natürlich geht es wiedermal nicht ohne Catcontent und nicht ohne einen Wust wirrer Gedanken einer einsamen Seele irgendwo „at the bottom of the world”.

grumpy cat
Theo mag keine Menschen und kein Fernsehen.

Was dieses Travelling nun wirklich ist, außer Katzen Fotografieren, habe ich in der kurzen Zeit noch nicht herausgefunden, aber ich habe eine Idee davon – besser gesagt mehrere Ideen. Die folgenden Zeilen richten sich an alle, die denken Urlaub und Reisen wäre das Gleiche.

Was habe ich schon gelernt?

Happiness isn’t a destination. It’s a journey.

Austin Carlile

inspire
Inspire.

“Nein sagen”

Vincenzo, ein Ire geboren im Körper eines Italieners, hat mir eines Morgens im Hostel wortlos, ohne den Anflug eines Lächelns, einen Espresso vor die Nase gesetzt. Erst einige wortlose Kaffees später haben wir uns dann doch mal zusammengerauft und eine Art “team grumpy” gebildet. Wir gegen den Rest der Hostel-Rasselbande. 
Auf die Frage einiger Post-Abi(n)-den-Urlaub-Absolventen (“Ja, wir machen das mit Organisation, weil man einfach viel leichter Leute kennenlernt.”), ob wir denn mit Werwolf (Nichts für ungut.) spielen wollen, antwortete er bestimmt, aber dennoch charmant: „No, not today, not tomorrow and never in a million years.“

Die Situation war banal, aber sie hat mir die Augen geöffnet. „Nein sagen“ tut nicht weh. Ein einziges “nein” rettet manchmal nicht nur den Abend, sondern vielleicht die ganze Reise oder gar das ganze Leben, sollte es sich um einen Heiratsantrag handeln.

Nein sagen“ durfte ich auch gestern wieder üben. Wie in der Einleitung angedeutet, liege ich aktuell flach wegen einer Mandelentzündung. Eigentlich sollte ich wwoofen auf einem Selbstversorgerhof in der Golden Bay. Nun bin ich vor zwei Tagen mit leichten Halsschmerzen angekommen auf dem Hof „Te Koru“, was so viel heißt wie “Der Kreislauf”. Leider musste ich feststellen, dass mein Kreislauf nicht so möchte, wie ich es will. Mein Körper schreit laut und deutlich „Nein, du arbeitest nicht, sondern legst dich jetzt gefälligst hin.” Da wären wir auch schon bei meinem nächsten Learning.

Schwäche zeigen

Das schreibt sich so leicht, aber Schwäche zeigen und eingestehen, dass man einfach nicht kann, das erfordert Überwindung. Die wwoofing-Hosts haben sich eine starke deutsche Frau gewünscht, welche den gesamten Garten auf Vordermann bringt, nicht eine bettlägrige dumme Nuss. (So habe ich mich die letzten zwei Tage gefühlt.)
Nach einigen eingängigen Gesprächen haben Lisa, Geoff und ich uns getrennt. Ihre Gastfreundschaft war leider überstrapaziert, bevor ich überhaupt richtig angekommen bin. Erwartungen und Realität klafften einfach zu weit auseinander. Das war nur eine von vielen Situationen, in denen Ehrlichkeit und Transparenz die einzige Lösung waren. Klartext sprechen und eigenverantwortliche Entscheidungen treffen. Das ist es!

ford mondeo
Mein Auto.

Entscheidungen treffen

Ja? Nein? Vielleicht? Dass ich mit meiner Unentschlossenheit nicht weit komme, ist mir schon lange bewusst. Zwischen all den Hochs und Tiefs, Erlebnissen und Begegnungen ist mir umso klarer geworden, was ich mir erwarte von dieser Reise. Ich möchte unabhängig sein und tun und lassen, was ich möchte. Dazu gehört auch, flexibel zu sein. Deshalb habe ich mir Anfang der Woche ein Auto gekauft. Es ist ein Ford Mondeo geworden – Baujahr 2005 – wer hier schon mal ein Auto gekauft hat, weiß, dass das für Neuseeland und noch dazu für einen Traveller der absolute Luxus ist. Hoffen wir mal, dass wir noch viele gemeinsame Roadtrips unternehmen.

Was habe ich sonst so erlebt?

cat content
Katze in der Fensterbank.

Wie im letzten Beitrag angedeutet, habe ich zwei Wochen bei David in Canterbury auf einer Dairy Farm gearbeitet. What a hell of a ride – 280 Kälber, Ich und der abgeranzte Nissan Safari. 🙂 Gewohnt habe ich bei David im Haus gemeinsam mit Theo, dem fetten Kater, und Nathan, dem pausbäckigen Farmarbeiter. Bilder sagen mehr als tausend Worte, daher hier ein paar Impressionen.

sunrise lamb
Sonnenaufgang mit Albert.
nissan safari
Der Nissan Safari macht einen guten Job.
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Kälber im Sonnenschein.
selfie nissan
Ich und der Nissan Safari.

Letzte Woche hieß es dann endlich „Goodbye Canterbury“ und ich bin in der sonnigen Tasman Bay gelandet und im gleichnamigen Hostel. Nelson ist eine angenehm entspannte Stadt. Sehr windig und sehr sonnig. Eine Meeresbrise umweht die Nase, wo man geht und steht. Ein Ort zum Wohlfühlen.

center of New Zealand
The center of New Zealand.

Es scheint als würden die Tage doppelt so schnell vergehen. Hier dreht sich nicht nur alles andersrum, sondern gefühlt auch viel viel schneller. Kein Wunder: Die Windgeschwindigkeiten erreichen hier schon mal an die 120 km/h. Logisch, dass da auch mal ein paar Minuten, Stunden oder Tage einfach so davon fliegen. Oder sind Backpacker in einer Zwischenwelt gefangen? Zwischen 1000-Teile-Puzzeln und vergeblichen Startversuchen? Die Sache mit dem Hostel ist, man kommt da nicht weg, wenn man nicht aufpasst. Viele von euch kennen den Effekt sicherlich. Es ist so einfach, sich einsaugen zu lassen von der bequemen Couch, den belanglosen Gesprächen und dem kostenlosen Schokopudding. 🙂

puzzle hostel
Hostel Life – Ein Puzzle am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.

Und nun?

Die Frage „Was will ich wirklich?“ begleitet mich auf Schritt und Tritt. Wie soll ich das herausfinden, wenn ich nichts völlig Neues ausprobiere? Meine Mission: Ich mache mich auf die Suche nach Jobs, von denen ich noch nie gehört habe. Oder auch Sportarten. Ganz egal was, Hauptsache weitermachen.

Seakayaking
Next stop?

 „We believe in the spirit of adventure – being self-propelled, self-responsible, the need for an unstoppable attitude, the need for challenge. We believe that the world is a better place for those who are prepared to confront the improbable and defy the odds.“

Antartic Peninsula Sea Kayak Expedition Mission Statement


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